
Hopfen am See – Oberammergau – Ettal – Garmisch Partenkirchen – Walchensee – Bad Tölz – Tegernsee – Schliersee – Spitzingsee
Nachdem mein Audi e-tron Q 4 im Biohotel Eggensberger über Nacht Elektronen gespeist hat und ich ein kräftiges Bio-Frühstück verzehren konnte, geht die Fahrt auf der Deutschen Alpenstraße weiter, von der ich wegen der Übernachtung im Biohotel am Hopfensee und dem Festspielhaus am Westufer des Forggensees ein wenig abgewichen war. Also zurück nach Füssen und dort wie gestern Richtung Schwangau und Königsschlösser, die ich nun passiere.
Schloss Neuschwanstein und der Säuling, der markante Hausberg von Füssen, verschwinden langsam im Rückspiegel, während ich der Deutschen Alpenstraße nach Norden folge. Über Halblech und Steingaden schwingt die Route ein gutes Stück weg von den Alpen und könnte sich hier genauso gut „Deutsche Voralpenstraße“ nennen. Aber die Fahrt durch die wellige Moränenlandschaft hat ihre Reize, vor allem, weil man nun aus gebührlicher Entfernung auf die Bergkette des Ammergebirges blickt. Aus Zeitgründen verzichte ich auf den Besuch in der Wieskirche, einem opulent ausgeschmückten Gotteshaus inmitten grüner Wiesen und garniert mit Alpenkulisse.
In Oberammergau führt die Route wieder hautnah an die Alpen heran, und weiße Kalkberge umrahmen die Fahrt. Meinen nächsten Stopp mache ich im Zentrum von Oberammergau. Diesmal kein Halt in Sachen Nachhaltigkeit, sondern mehr in Sachen Kunstgeschichte. Es gilt, der alten bayerischen ”Straßenkunst” des Lüftlmalens nachzuspüren. Vor dem Pilatushaus stehend staune ich über die im 18. Jahrhundert prunkvoll bemalte Fassade, deren Fresko ”Christus vor Pilatus” namengebend für das Haus war.

Mein nächster Halt findet ganze fünf Kilometer hinter Oberammergau statt: Ich erreiche das imposante Kloster Ettal, dessen mächtige Kirche wie ein von Rom in die Alpen versetzter Petersdom erscheint.
Vergleichsweise bescheiden mutet da mein Zielobjekt an, die Schaukäserei Ettal, die am Ortsausgang von Ettal zum Besuch lockt. Auch wenn sie nicht so imposant wie ein Petersdom sein mag, ein Genusstempel ist sie allemal. Hier wird heimische Milch von den Weiden der Umgebung zu Köstlichkeiten wie Ettaler Knoblauch-Rahmkäse, Ammergauer Feuerkäse oder Bergwiesnkas mit Schnittlauch verarbeitet. Keimfrei – und das nicht erst seit Corona, denn Käseproduktion muss peinlich sauber ablaufen – kann man hinter Glasscheiben von einer Galerie aus die Käseherstellung beobachten.
Ulrike Zwink, langjährige Mitarbeiterin und Kennerin der Käserei erklärt mir, dass die Haltung und das Futter der Milchkühe genauen Vorgaben unterliegen, die etwa nur lokal erzeugtes Futter zulassen oder den Einsatz gentechnisch veränderten Futters oder chemischer Pflanzenschutzmittel verbieten. 37 Landwirte der Umgebung liefern jeden Tag 3.000 Liter Milch in die genossenschaftlich geführte Käserei und haben sich lokaler Vermarktung genauso wie gesunden Lebensmitteln verschrieben. Was man aus diesen herzhaften Käsen auch herausschmecken kann, wie ich mich bei einer Brotzeit überzeuge.

Gestärkt mit Käsehappen und Brezeln habe ich nun Lust auf einen Nachtisch. Und da hatte mir Frau Zwink noch einen ganz besonderen Tipp mit auf den Weg gegeben – auf den Rückweg, wenn ich genau sein will. Denn ich fahre nochmals die wenigen Kilometer zurück nach Oberammergau und finde dort in der Dorfstraße das Eiscafé Paradiso, das – der Name Das bekannte Eiscafe Paradiso in Oberammergau verpflichtet – mit paradiesischen Eiskreationen aufwartet und die Milch hierfür jeden Tag frisch von der Schaukäserei Ettal bezieht.

Als ich mein Mango-Erdbeer-Eis genüsslich auf der Zunge zergehen lasse, kommen mir zwei bärtige Gestalten entgegen. Mein erster Gedanke: Hier im Ort der weltbekannten Passionsspiele könnten das zwei Darsteller sein. Und etwas verschmitzt lächelnd, spreche ich die zwei Passanten direkt darauf an: “Seid ihr Jesus und Judas zusammen?“ rufe ich über die Straße.”Nein, der erste und der zweite Bürgermeister”, kommt es prompt zurück. Ich verschlucke mich fast vor Lachen an meinem Eis, denn tatsächlich sind das erster und zweiter Bürgermeister, die gerade durch ihren Ort laufen. Und mir im kurzen Gespräch erzählen vom E-Car-Sharing-Projekt, das der Naturpark Ammergauer Alpen mit Standorten in 10 Orten anbietet.

Mit Lade-Infrastruktur, einfacher App zum Buchen, Bezahlen und Laden und attraktiven Preisen ein beherzter Schritt hin zur E-Mobilität und nachhaltiger Auslastung von Autos. Andreas Rödl beschreibt mir dann auch noch kurz den Weg zu den nächsten Ladepunkten.

Beschwingt setze ich meine Fahrt auf der Deutschen Alpenstraße fort. Beschwingt auch deshalb, weil die Straße nun steil und kurvig nach Oberau im Loisachtal abfällt. Gefühle von richtigen Alpenpässen kommen noch nicht wirklich auf, aber immerhin gibt es zumindest eine echte Kehre. Den Q 4 freut es trotzdem, denn mit seinem tiefen Schwerpunkt fegt er sicher und unerschütterlich durch die Kurven. Auf der viel befahrenen B 2 erreicht die Deutsche Alpenstraße Garmisch-Partenkirchen. Ich mache noch ein paar Bilder von meinen elektrischen Tour-Gefährten vor der berühmten Sprungschanzen-Anlage und dann geht es weiter.
Vor dem markanten Klotz des Wettersteingebirges knicken B 2 und Alpenstraße nach Osten ab und führen hinüber zum nächsten nicht minder markanten Kalkgebirge, dem Karwendel.

Mittenwald würde da locken, ebenso eine Galerie der Lüftlmalerei wie Oberammergau. Doch wie vor Garmisch-Partenkirchen schwenke ich nun auch vor Mittenwald ab – diesmal nach Norden. Die Deutsche Alpenstraße führt mich da zum Walchensee, der malerisch eingebettet zwischen bewaldeten Berghängen liegt.
Doch der Alpenstraße scheint gar nicht so nach Idylle zu sein. Gleich hinter dem See wirkt sie nämlich ordentlich auf Kurven und wilde Wegführung gebürstet. Mit der Kesselbergstraße führt eine steile Bergstrecke hinunter zum Kochelsee und macht so richtig Fahrspaß. Das Energiemanagement des Audi e-tron Q 4 rekuperiert vorzüglich, so dass ich vor den Kurven nur vom Gas zu gehen brauche und die Rekuperation reichlich elektrische Energie in die Batterie liefert. Immer wieder ein Aha-Erlebnis. Genial, denn diese Energie würde sonst durch heiße Bremsen verpuffen und Abrieb und Abnutzung bringen. Nachhaltige Ingenieurskunst. Bravo.
So funktioniere ich mein Auto zum Bergab-Kraftwerk um und komme energetisiert an den Ufern des Kochelsees an. Wo eine ganz andere Art von Bergab-Energiewunder steht, das Walchensee-Kraftwerk. Hier wird nicht das Gewicht eines Autos, sondern die tonnenschweren Wasser des 200 Meter höher liegenden Walchensees zu Energie gemacht. Und das schon seit fast 100 Jahren. Bereits während des Ersten Weltkrieges beschäftigte sich der Bayerische Landtag mit dem Projekt. Skeptiker führten damals an, man hätte gar nicht genügend Abnehmer für den Strom, und außerdem würden Elektroloks nicht so rentabel sein wie Dampfloks. Die Visionäre setzten sich durch, das Projekt wurde in Angriff genommen, 1924 floss der erste Strom ins Netz. König Ludwig II. lässt grüßen.
Heute ist das Walchenseekraftwerk ein wichtiges Industriedenkmal, dessen Erfolgsgeschichte noch nicht zu Ende ist. Noch immer liefert es als eines der größten deutschen Speicherkraftwerk Strom, dem in Spitzenlastzeiten eine große Bedeutung zukommt. In einem Besucherzentrum kann man die spannenden Hintergründe des Kraftwerkes erfahren. Mit drei weiteren Besuchern durfte ich ausnahmsweise auch die Turbinenhalle, sozusagen das Herz des Kraftwerkes, bestaunen.

Hier herrscht ohrenbetäubender Lärm, hier wird effektiv und laut gearbeitet. Sechs bullig aussehende Turbinen sind es, die ihre zugehörigen Drehstromgeneratoren antreiben.

Welche Massen hier bewegt werden, konnte ich im Hof des Kraftwerkes bestaunen, wo ich den e-tron Q 4 gleich neben den riesigen Laufrädern einer ausrangierten Pelton-Turbine abstellte, was ihn ziemlich klein aussehen ließ.
Bis zu 500 mal in der Minute dreht sich so ein Riesending unter dem Druck des von 200 Meter weiter oben herunterschießenden Wassers. Ich bin beeindruckt. Und erfahre, warum solche Speicherkraftwerke auch heute in der Zeit viel größerer Kraftwerke eine wichtige Funktion erfüllen. Anders als ein Großkraftwerk können sie sehr flexibel ein- und ausgeschaltet werden, je nach Bedarf. So lässt man sie nachts nicht laufen, um oben im Walchensee wieder Wasser anzusammeln, das man dann in der Zeit hohen Strombedarfs am Morgen und Vormittag optimal zur Verfügung hat.
Nach diesem beeindruckenden Natur-Technik-Erlebnis geht es weiter auf der Deutschen Alpenstraße, die nun hinter Kochel wieder ins Vorland hinaus ausgreift. Das weitläufige Kochelseemoor fliegt da auf der linken Seite an mir vorbei und ebenso die Zwiebeltürme von Kloster Benediktbeuren.

Bei Bad Tölz, schon im Mittelalter durch Salzhandel und Flößerei zu Reichtum gekommen, treffe ich auf die Isar, der ich auf meiner Route nun flussaufwärts Richtung Karwendelgebirge folge bis zum Sylvensteinspeicher, einem der großen Postkartenmotive der Deutschen Alpenstraße. In den 1950 er Jahren wurde der wie ein Fjord zwischen den Bergen liegende See angelegt, um die Wasserschwankungen der Isar regulieren zu können und dabei gleichzeitig Elektrizität zu gewinnen.

Eingerahmt von bewaldeten Bergrücken mäandert die Deutsche Alpenstraße in sanften Schwüngen nordwärts zum Tegernsee und kommt von einem sehr naturnahen Abschnitt ins krasse Gegenteil. Zwischen Rottach-Egern und Gmund kommt am Tegernsee der Verkehr – vor allem an Wochenenden – nur sehr zäh voran. Aber immerhin gibt es oberbayerische Paradeblicke durch die Windschutzscheibe zu sehen, auf blaues Wasser, die Berge und die rächtigen Häuser mit ihren geranien-geschmückten Balkonen. Da wäre auch ohne Stau ein Halt lohnenswert, doch für heute muss ich mein Nachtquartier am Spitzingsee erreichen. Also schnell weiter und hinüber zum Schliersee, der das kleine Geschwister`l des Tegernsees sein könnte, denn alles ist hier etwas kleiner und ruhiger.
Aber so richtig ruhig ist es dann am Spitzingsee, den ich als Abstecher von der Deutschen Alpenstraße erreiche. Hier enden bald schon die Straßen für Autos und das Mangfallgebirge übernimmt das Regime, hier ist Ruhe. Direkt am See liegt in diesem Bergidyll das Arabella Alpenhotel am Spitzingsee. Es ist schon dunkel geworden und verspätet stoße ich zur Runde der bereits versammelten Gesprächspartner, um über E-Mobilität, Tourismus und nachhaltige Hotellerie und Gastronomie zu sprechen.

Text und Bilder: Elmar Thomassek
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