Deutsche Alpenstraße nachhaltig erfahren – mit dem Audi Q4 e-tron Tour-Blog Tag 4

Spitzingsee – Tegernsee – Freilichmuseum am Schliersee – Bayrischzell/Wendelstein – Samerberg – Aschau

Was für ein Anblick! Von meinem Balkonzimmer im Arabella Alpenhotel am Spitzingsee schaue ich auf den See, Namens-Pate des Hotels. Über der Wasseroberfläche ziehen noch hauchzarte Nebelschwaden, während die Bergspitzen darüber schon ins Licht der aufgehenden Sonne getaucht sind.

Still ruht der Spitzingsee – Morgenstund hat Gold im Mund

Das Frühstück muss noch ein bisserl warten, denn die Natur ruft und drängt mich nach draußen. Ich hole meinen zweiten E-motorisierten Begleiter, einen Metz E-Scooter, aus dem Kofferraum des Audi und fahre die Seepromenade entlang. Eine Wonne, das Seeufer auf diese Weise zu erkunden. Bald sind die Hotelgebäude hinter mir und ich gleite lautlos in unberührter Natur unmittelbar am Seeufer dahin. Der drei Kilometer lange Weg um den auf 1.084 Metern Höhe idyllisch gelegenen See ist für Autos gesperrt und bietet an diesem Morgen eine perfekt einsame und naturnahe Erfahrung. Natürlich bin ich auch ein paar Meter zu Fuß gegangen.

Wenn ich auf meinem Scooter auch nicht gerade viele Kalorien verbraucht habe, hungrig hat mich die eindrucksvolle Tour dennoch gemacht. Diesen zu stillen, darauf ist das Gourmet-Frühstücksbuffet im Arabella Alpen Hotel Spitzingsee bestens vorbereitet. Und so genieße ich mit großem Appetit das eine oder andere Schmankerl, auch um mich für einen weiteren sonnigen Herbsttag zu stärken. Vom Spitzingsee die steile Stichstraße zurück, natürlich dabei rekuperierend, das heißt die Bremsenergie als Energie für die Batterie rückgewinnend, geringeren Bremsverschleiß und weniger Partikelemission verursachend, bin ich schon wieder mit ein paar Elektronen mehr im Akku auf der Deutschen Alpenstraße. Ihr folge ich nun in Richtung Schliersee, denn meine nächste Verabredung auf dem Wendelstein ist erst für den Nachmittag geplant.

Die beiden oberbayerischen Parade-Seen kamen gestern einfach zu kurz. Auch sollte ich auf Empfehlungen aus der gestrigen, abendlichen Tischrunde unbedingt noch einen Abstecher ins Freilichtmuseum von Markus Wasmeier am Schliersee machen.

Zuerst aber, den Schliersee links liegen lassend, ging es nach Rottach-Egern. Edle Boutiquen reihen sich dort aneinander, Tracht in allen Ausprägungen von traditionell bis schrill, Souvenirs, Wohn-Accessoires. Der Tegernsee zieht bekanntlich besonders die Reichen und Schönen an. Sichtbar an den vielen Boutiquen und Geschäften im oberen Preissegment. Viele „Zuagroaste“ („Zugereiste“) haben ihren Zweitwohnsitz in den besten Lagen rund um den See. Nicht immer zur Freude der Einheimischen, wie ich hörte. Noch ein paar Schnappschüsse am See gemacht, natürlich mit Blick auf den Malerwinkel, und dann zurück in Richtung Schliersee.

Ein Schnappschuss mit dem elektrischen Gefährten musste sein. Einfach pittoresk der Malerwinkel aus diesem Blickwinkel betrachtet

Gleich am Südende des Schliersees halte ich auf dem Parkplatz des Freilichtmuseums. Mit diesem altbayerischen Dorf hat Markus Wasmeier seine Vision verwirklicht, die Wohn- und Lebenstradition der Region beeindruckend und lebendig wieder entstehen zu lassen. Vier alte Höfe und eine Handvoll weiterer bäuerlicher Gebäude – teilweise über 300 Jahre alt – hat die Ski-Legende liebevoll zusammengetragen und wieder aufgebaut. Bierbrauen, Brotbacken, Schmieden, Drechseln oder Edelweißschnitzen sind nur einige der Aktivitäten, denen man hautnah beiwohnen und sich damit in die alte Zeit versetzen lassen kann. Hier spüre und schmecke man die bayerische Heimat, so Markus Wasmeier, wenn er von seinem Lebenswerk spricht. Das Museumsdorf ist kein bloßes Schauwerk, sondern es lebt, sei es durch tätige Handwerker, als Platz für Feste und Veranstaltungen und natürlich auch bei einem Glaserl selbst gebrauten Museumsbieres oder dem Genuss der hausgemachten Spezialitäten.

An diesem Fleckerl ist ein altbayerisches Dorf wieder zum Leben erweckt worden. Als wenn die teils 300 Jahre alten Holzhäuser schon immer hier ihre Heimat hätten.

Dass auch moderne Zeiten und Nachhaltigkeit im Museum ein Thema sind, das erklärt mir Markus, einer der drei Söhne von Markus Wasmeier, der wie alle Familienmitglieder, neben ihren jeweils eigenen Projekten, auch zum Gelingen des Museumsdorfes beiträgt. Nachhaltigkeit begann schon beim Aufbau der alten Höfe, wo man statt einer Beton-Fundamentierung aneinander gereihte Steine verwendete. Auch sei der Vater schon früh ein Nutzer des „Elektroradls“, d.h. ein Pedelec-Fahrer gewesen, und er, der Sohn, habe bereits  in der Wirtschaftsschule eine Facharbeit zum Thema E-Bike geschrieben.

Markus Wasmeier junior in angeregtem Gespräch über Nachhaltigkeit und Mobilität, globale und lokale Themen im Zeichen des Klimawandels

Ich staune. Generell sei die ganze Familie für das Thema Erneuerbare Energie und E-Mobilität sehr offen. Vor allem mache sie aber im städtischen Umfeld sehr viel Sinn. Mit zwei Ladepunkten für E-Autos habe man als Pionier gemischte Erfahrungen gemacht, vor allem wegen deren Kosten. Direkt am Museumseingang gibt es Lademöglichkeiten mit Safes für die Ladekabel zum Laden von e-Bikes. Die Grundlast für das Areal könne durch die Photovoltaikanlage, die Wärmeversorgung mittels einer Wärmepumpe gedeckt werden. Da im Originalzustand, gibt es in den Bauernhäusern allerdings keinen Strom, außer im Wirtshaus „Zum Wofen“. Und bei meinem nächsten Besuch müsse ich mir unbedingt im Lukashof (eines der vier großen Hauptgebäude im Museumsdorf) die aktuelle Ausstellung „Strom im Wandel der Zeiten“ etwas länger anschauen.

Mit Unterstützung des regionalen Energiedienstleisters Bayernwerk hat man in diesem alten Bauernhaus eine Zeitreise durch die Geschichte der Elektrik visualisiert. Mittels Originalküchen von 1900 bis zu den 70ger Jahren, wird dort der technische Fortschritt im Haushalt dargestellt.

Wir sprechen noch über das Für und Wider einer Ausbildung zum Industriedesigner, über das Star-Link-Projekt von Elon Musk, und dass man in den Bergen sehr gut die Wärmepumpen-Technologie zur Wärmegewinnung einsetzen könne. Als wir das Thema Klimawandel und seine persönliche Erfahrung mit den veränderten Schneefall-Zyklen streifen, meint Markus, dass in diesem Zusammenhang wohl auch ein Besuch bei seiner Oma väterlicherseits interessant sein könnte, die seit 1975 ein Wetter-Tagebuch führe, natürlich mit bayerischen Formulierungen, wie z.B. „sauwarm“, statt „sehr heiß“. Schon wieder Stoff genug für ein „Special“. Ich verabschiede mich, denn das nächste Ziel, der Wendelstein, wartet.

Zehn Kilometer östlich des Schliersees passiert die Deutsche Alpenstraße den Wendelstein, einen 1.838 Meter hohen, markanten Bergknubbel, der einer der bekanntesten Aussichtsberge der Bayerischen Alpen ist. Mit 60 Meter Höhe setzt der rot-weiße Sendemast des Bayerischen Rundfunks dem „Stoa“ eine neuzeitliche Krone auf. Seit 1954 gewährleistet Deutschlands höchstgelegener Grundnetzsender die Fernseh- und  Radioversorgung in Südbayern.

Seit 1970 ist der Wendelstein von Bayrischzell her mit einer Seilbahn erschlossen, die in sieben Minuten auf den Gipfel saust

Nach der Schwebefahrt an der Bergstation angekommen, staune ich über den Fernblick, der auf der einen Seite bis zur Zugspitze, auf der anderen zum Wilden Kaiser reicht. Dahinter reihen sich sage und schreibe 200 Alpengipfel auf. Weswegen man völlig zu Recht der Aussichtskanzel am Wendelstein den Namen „Gacher Blick gegeben hat (“gach” bedeutet im Bayerischen so viel wie “heftig” oder “wild”). Doch der Wendelstein beherbergt hier oben auch noch die höchstgelegene Kirche Deutschlands, eine Höhle, ein kleines Wendelsteinbahn-Museum und eine Sternwarte. Und natürlich das 1883 eröffnete Wendelsteinhaus, Bayerns erste Hochgebirgsunterkunft mit Übernachtungsmöglichkeiten.

Hier treffe ich wie vereinbart, Claudia Steimle von der Wendelsteinbahn GmbH.

Vor dem Wendelsteinhaus im Gespräch mit Claudia Steimle von der Wendelsteinbahn

Wir nutzen den herrlichen Sonnentag und setzen uns für das Gespräch auf eine der vielen freien Bierbänke, wo ansonsten hunderte von berghungrigen Besuchern Brotzeit machen. Corona lässt auch hier grüßen. Wir haben viel Platz und reichlich Sonne. Es scheint wahrlich ein „Elektrischer Tag“ zu werden und so erfahre ich von Claudia Steinle, dass neben dem mir schon bekannten E-Pionier Oskar von Miller, dem Schöpfer des Walchenseekraftwerkes, auch ein gewisser Otto von Steinbeiss 1912 seine Vision elektrischer Anwendungen realisiert habe, so auch die elektrisch angetriebenene Zahnradbahn auf den Wendelstein. Seit dieser Zeit fährt die Zahnradbahn von Brannenburg aus Touristen bergauf und bergab. Seit dieser Zeit wirkt auch die Rekuperation ihre „Wunder“ auf der Talfahrt. Die Bremsenergie wird wieder ins Netz zurückgespeist, man gewinnt 75 % der Energie, die man für die Bergfahrt benötigt. Je mehr die Touristen das kulinarische Angebot in den Restaurationen oben am Berg nutzen würden, umso schwerer würden dann die abzubremsenden Massen, umso mehr rekuperierte Energie flösse zurück ins Netz, meint verschmitzt lachend meine Gesprächspartnerin.

Auf der Ostseite des Wendelsteins schlängeln sich die Gleise der elektrisch betriebenen Zahnradbahn hinauf zur Gipfelstation

Die Energie für den Betrieb der Bahn kommt aus drei Wasserkraftwerken, gespeist aus den Gebirgsbächen im Umland. Den Strom der Wendelsteinbahn könne man auch heute noch buchen. Als Energieversorger betreibt die Wendelsteinbahn GmbH zudem auch die E-Ladestationen an der Talstation und in der Gemeinde. Weiterhin erfahre ich, dass die Nachfrage nach Wall-Boxen für E-Autos besonders in den neuen Wohngebieten steigend sei.

Die Gondelbahn wartet und wieder einmal, reich beschenkt durch herrliche Panoramabilder und ein informatives Gespräch in strahlendem Sonnenschein, verabschiede ich mich, und fahre mit der Gondelbahn hinunter ins Tal.

Die Gondeln der Wendelsteinbahn werden mit Ökostrom aus drei Wasserkraftwerken angetrieben

Gelandet! Ich stehe wieder auf dem Boden und steige in den Wagen. Der bringt mich nach Bayrischzell, sozusagen um die Ecke gelegen. Der kleine Ort mit dem nadelspitzen Kirchturm kuschelt sich in den flachen Talboden, über dem mächtig der Wendelstein thront. Und freudig genieße ich den Bergriegel des Sudelfelds, den mein e-tron nun ausnahmsweise hochheizen darf, dass die Elektronen nur so sausen. Diese veritable Bergstrecke katapultiert mich im Nu auf 1.124 Meter und die Deutsche Alpenstraße imponiert hier sogar mit 17 Prozent Steigung. Das Sudelfeld bot schon in der Gründungszeit der Deutschen Alpenstraße in den 1930er Jahren ein Skigebiet, das später perfekt erschlossen wurde. An den Stützmauern und Brücken erkennt man bei genauem Hinsehen, dass es sich hier um einen der frühen Bauabschnitte der Ferienstraße handelt, denn hier wurde nicht mit Beton, sondern mit Naturstein gearbeitet.

Entlang der Natursteinmauer den „Tazelwurm“ hochdüsend

Mit dem weißen Kalk-Kamm des Kaisergebirges als Zielmarke fahre ich weiter nach Osten und erreiche den Tatzelwurm. Der Name dieses schlangenartigen Fabeltieres wurde sehr treffend für das folgende Straßenstück gewählt, denn gewunden und steil geht es nun hinunter ins Inntal. Obwohl die Deutsche Alpenstraße von Anfang an als Ferienstraße geplant war und deshalb mit ausreichender Breite trassiert wurde, komme ich hier tatsächlich an engere Stellen. Achtsamkeit auf die Straße ist in diesem Segment der Deutschen Alpenstraße gefragt. Über Brannenburg und weiter über Nußdorf erreiche ich Samerberg. Ich wähle den direkten Weg über den Samerberg und werde mit zackigen Ausblicken auf das Kaisergebirge belohnt. Nach Frasdorf kommt Aschau im Chiemgau auf mich zu, wo ich heute in der Residenz Heinz Winkler übernachten werde. Heinz Winkler ist der meistausgezeichnete Spitzenkoch Deutschlands, der sich auch international einen Namen machen konnte. Nachdem er das Münchner Restaurant Tantris zu drei Michelin-Sternen geführt hatte, erwarb der Starkoch 1991 mitten im Herzen von Aschau ein mittelalterliches Haus und baute es zur luxuriösen Residenz und zum Gourmet-Tempel aus. Auch hier erhielt Winkler die begehrten drei Michelin-Sterne neben vielen weiteren Auszeichnungen.

Ich beziehe gleich meine Garten-Suite in der Residenz und sinke erst einmal auf der Terrasse in den Liegestuhl, vor mir die Kampenwand, im strahlend blauen Himmel über mir schweben Gleitschirmflieger, von der großen Felswand gestartet, wohin sie direkt von Aschau mit der Seilbahn hochfahren konnten.

Allzu gerne würde ich mich heute noch mit meinem Gastgeber Heinz Winkler treffen, der wie die 200 Millionen Jahre alte Kampenwand, 1.669 Meter hoch, ebenfalls aus Aschau nicht mehr wegzudenken ist. Zu meiner großen Überraschung läßt mich der Meister dann sogar noch in sein Reich blicken. Leise Kommandos des Chef de Cuisine, kaum hörbare Antworten aus dem Kreis seiner Küchenbrigade, eine Stimmung höchster Konzentration in dieser Werkstatt der „Haute Cuisine“. Sofort erfühlbar: hier treffen sich exzellentes Handwerk und Kreativität in Vollendung. Beinahe unmerklich, aber doch bestimmend winkt mich der Chef zu sich und erklärt mir an der gerade zu ihm durchgereichten cross-gebratenen Ente den „Französichen Schnitt“, die Schneidetechnik, die den feinen Unterschied ausmache, und gewährleiste, dass das Fleisch des gebratenen Vogels saftig bliebe.

Für morgen hat mir Heinz Winkler noch ein Gespräch in Aussicht gestellt, bei dem es auch um Nachhaltigkeit gehen wird. Und für heute gibt es noch eine Einladung in sein Gourmet-Restaurant, der ich natürlich nicht widerstehen kann.

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Leben wie Gott in Frankreich läßt sich eben auch auf der Deutschen Alpenstraße.

Text und Bilder: Elmar Thomassek

Links:

www.wasmeier.de

www.wendelsteinbahn.de

www.residenz-heinz-winkler.de

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