METZ Bike E-PACKR – Einer für (fast) Alles und Jeden

Heute eine Kiste Bier nach Hause schaukeln, dann das Kleinkind von der Kita abholen, später den übrigen Wocheneinkauf erledigen, dann fährt der Filius damit zum Fußballtraining. Morgen damit zum Badesee, mit oder ohne Kind, gerade wie es so kommt. Und das mit immer demselben E-Bike, das für den Ausflug auch noch in den Minivan passt und ansonsten in den heillos zugestellten Fahrradkeller – das alles soll gehen? Es geht – und wie das geht! Mit dem E-PACKR von Metz mobility.

Metz, die Traditionsmarke aus dem Fränkischen, legt los in Sachen E-Bike. Das Werk eines Neulings? Beileibe nicht, was den Antrieb betrifft. Dieser ist zwar komplett neu entwickelt, aber in ihm steckt die Erfahrung von mehr als einer Million E-Bike Antriebe, die unter verschiedenen Bike-Markennamen in Premium Produkten verbaut waren.

Die Idee hinter dem E-PACKR ist erfrischend und durchaus solitär: Ein kompaktes Bike für die Stadt, das zugleich ein Lastenrad ist und somit prädestiniert für den urbanen Einsatz, aber auch für längere Touren taugt.

Dass das E-PACKR irgendwie anders ist, sieht man schon auf den ersten Blick: ein Rahmen aus veredeltem CroMo-Stahl, mit schlanken Rohren und einem Downtube-Akku; das hat durchaus etwas von Reminiszenz und liegt gleichsam quer zu den heute gängigen Kompakten mit ihren voluminösen Alu-Rohren und integrierten Akkus.

Der Sinn dahinter – ein vorwiegend städtisches Multifunktions-Bike

Um ein solches Multitalent in den Markt zu bringen, braucht es außer dem festen Willen dazu, vor allem Grips und eine gewisse Resilienz gegen den herrschenden Mainstream. Und so hebt sich das Bike schon optisch von anderen „seiner Klasse“ ab. Es erscheint eher zierlich, keine großen Flächen, kein Glanzlack, biedere Farben. Der Rahmen ist sehr stabil und besticht durch das, was immer stabil macht, bei einem Bike genauso wie bei Brücken oder dem Eiffelturm – Dreiecke. Trotzdem zeigt das Geröhr eine gewisse Eleganz, mithalten mit einer „cleanen Optik“ der Konkurrenz kann es zwar nicht ganz, aber es fällt auch nicht krass dagegen ab.

Der Vorteil dieser Konstruktionsweise erschließt sich erst auf den zweiten Blick: ein gelungener Kompromiss von Belastbarkeit und Elastizität. Das Bike trägt insgesamt 180 Kilogramm, der beschränkende Faktor dabei ist die Traglast der Reifen, nicht der Rahmen. Der hat weitergehende Reserven. Das wirkt sich beim Fahren aus, satt liegt das Bike auf dem Untergrund, spurtreu und zielgenau agiert es bei allen Tempi, dabei bleibt es extrem wendig. Bemerkenswert ist, dass eine hohe Zuladung dieser Wendigkeit kaum Zugeständnisse abringt, fast ist es, als ob es keinen spürbaren Unterschied zwischen den Zuständen „beladen“ und „leer“ gäbe. Das liegt an der guten Positionierung der Lastaufnahmen, möglichst tief und möglichst nah am Rahmen. Und an diesem liegt es auch, dass auf Feder/Dämpfer-Elemente weitgehend verzichtet werden kann. Das Bike ist kein „harter Bock“, die Federung erfolgt über die voluminösen Reifen, die Flexibilität der Stahl-Chrom-Molybdän-Legierung der Rahmenrohre und der Vorbiegung der Gabel. Auf diese Weise ist durchaus ein Mindestmaß an Komfort gegeben.

Patentiertes Fixiersystem

Um die Variabilität zu ermöglichen, hat Metz sowohl ein eigenes Fixiersystem entwickelt als auch die entsprechenden Körbe und Träger dazu. So können alle Komponenten in Sekunden getauscht werden, auch in ihrer Position am Rad, vorne wie hinten, so wie es FahrerInnen gerade eben brauchen oder bevorzugen. Die Metz-eigenen Träger sind mit einer Lärchenholz-Beplankung ausgestattet, schön anzusehen ist das und auch auf Dauer witterungsbeständig.

Zu den eigenen Transportlösungen gibt es vom Hersteller auch stylische Einkaufskörbe oder geschützte Transportboxen für kleine bis mittlere Hunde und Katzen sowie Kindersitze als Zubehör. Und wer auf KLICKfix- oder ähnliche Befestigungen schwört, auch diese harmonieren mit dem Metz-System. Anhänger für Lasten und Kinder können ebenso angebunden werden, sowohl nach System Weber am Ausfallende oder auch über dem Hinterrad.

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Dabei garantiert ein massiver Zweibeinständer von Ergotec einen sicheren Stand; dass das Bike in aufgebocktem Zustand nicht instabil wird, dafür sorgt ein in der Zugkraft einstellbarer Lenkungsdämpfer. So kann der Lenker nicht umschlagen, wenn die Getränkekiste auf dem Korb hinten platziert und verzurrt wird.

Wie es sich fährt

Der Antrieb nimmt jegliches Auf-und Ab von Gewichten gelassen, fast stoisch, hin. Dass der Motor so leistungsfreudig und praktisch geräuschlos agiert, ist wohl der Tatsache zuzurechnen, dass Metz mobility diesen auch als OEM-Lösung für heavy-duty Anwendungen anderer Bike- vorzüglich Lastenradhersteller anbieten will, als Alternative zu Bosch, Shimano und Co.

Und mit diesen agiert er auf Augenhöhe, ist manchmal sogar etwas spritziger und leiser als so mancher aus dieser Power-Riege, insbesondere bei hoher Belastung. In der Spitze bringt er 500 Watt aufs Kettenblatt, die elektronische Schaltunterbrechung schont die Kraftübertragungs-Komponenten und kann bezüglich ihrer Dauer feingetunt werden.

Aufgenommen werden die Kräfte aus dem Mix von Motor und Beinkraft von einer Shimano Achtgang-Schaltung bzw. bei der Variante E-PACKR 8.E von einer stufenlosen Enviolo-Getriebenabe. Einen Zahnriemen für den Antrieb gibt es allerdings nicht.

Gesteuert wird der Powertrain über ein Interface, bestehend aus einem TFT-Farbdisplay mit automatischer Helligkeitsregulierung und einem ergonomisch gut geformten Bedienteil, mit dem die vier Unterstützungsstufen, die Schiebehilfe und die Menüführung angewählt werden.

Das Bike ist – klassenüblich – nur in einer Rahmengröße erhältlich, für die Anpassung an unterschiedliche Körpergrößen sind der Speedlifter und der Schnellspanner am Sattelrohr zuständig. Verschiedene Rahmengrößen würden den Kostenrahmen sprengen und wären auch hinsichtlich der Variabilität nicht zielführend. So kann es die ganze Familie verwenden.

Ohne Gepäckträger lässt sich das Bike mit knapp unter 28 Kilogramm Eigengewicht, ohne Akku sind es deren 25, noch ganz manierlich tragen, hierfür ist eine stabilisierende Rohrverbindung auch als Art Tragegriff vorgesehen, und um die Ecken zum und im Fahrradkeller kommt man wenig verwunderlich bei 163 cm Gesamtlänge auch recht gut.

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Was es zum Fahren noch so braucht

Da wären an erster Stelle die Komponenten zu nennen, und die stammen von Ergotec, by Schulz, Magura, Schwalbe und Herrmans. An diesen ist partout nichts auszusetzen, die Schutzbleche sind massiv, die Beleuchtung up-to-date, die Bremsen erste Wahl. Die so wichtigen Lenkergriffe sind ergonomisch gestaltet, der Wittkop Medicus Sattel wird seinem Namen absolut gerecht. So ist das Bike auch durchaus tourentauglich.

Der Akku kommt von der Firma BMZ aus Karlstein und steht mit 500 Wattstunden für eine Reichweite von 70 bis 110 Kilometer, abhängig von Gewicht, Reifen-Luftdruck, der gewählten Unterstützungsstufe und äußeren Bedingungen. Vollgeladen ist er in etwa vier Stunden, wobei ein Rosenberger-Magnetstecker zuverlässig davor schützt, den Akku phasenverkehrt anzuschließen. Der Akku selbst ist geschützt verbaut und abschließbar, er kann am Rad oder ausgebaut aufgeladen werden. Eine Griffmulde zum Tragen ist vorhanden, diese ist aber glatt, man muss entschlossen zugreifen, will man ihn etwa mit Handschuhen transportieren.

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Praktische Gadgets

Das Bike ist auch in digitaler Hinsicht auf der Höhe der Zeit ohne es, wie mancher Mitbewerber, zu übertreiben. Über einen USB-Port am Cockpit können mobile Devices geladen werden und in Verbindung mit der Komoot-App stehen auch Navigationsfunktionen bereit.

Für Gewerbetreibende gibt es die Möglichkeit, in den Rahmen ein Schildchen zu integrieren, um darauf etwa Werbe-Botschaften zu platzieren – ja, Metz hat den Endkunden bei der Entwicklung fest im Blick behalten. Es können statt Werbetäfelchen aber auch ein Hardcase oder Ähnliches dort untergebracht werden, etwa ein Biker Erste-Hilfe-Set.

Sonst noch was?   

Unter dem Stichwort Nachhaltigkeit kann man anführen, dass das Bike, ausgenommen die Schaltung, komplett in Deutschland bzw. Europa entsteht, von der Entwicklung über die Fertigung bis zum Assemblieren. Damit sind die Lieferketten kurz (und zuverlässig) und alle Schritte bis zum fertigen Bike können das Qualitätssiegel „Made in Germany“ für sich reklamieren.

In Kommunen, in denen es eine Förderung für Lastenfahrräder gibt, wird der Erwerb bezuschusst, das Bike ist als Lastenfahrzeug quali- und zertifiziert. Der Preis für das E-PACKR 8.0 liegt bei 3.198 Euro, für das ansonsten baugleiche E-PACKR 8.E mit stufenloser Schaltung (und einem minimal noch stärkeren Motor) müssen – vor Förderung – 3.498 Euro über den Ladentisch gehen. Metz bietet auf seiner Internetseite eine Auflistung förderwilliger Kommunen an.

Und – ganz aktuell, der ADAC SE hat das E-PACKR 8.E in sein „e-Ride“ Programm aufgenommen. ADAC-Mitglieder erhalten unter Nachweis ihrer Vereins-Zugehörigkeit eine Rabattierung von 250 Euro auf den Kaufpreis. Geht bei allen teilnehmenden Metz-Händlern und bei Metz direkt in Fürth.

Was bleibt als Wunsch auf der Strecke?

Definitiv – ein fixes Rahmenschloss. Das sichert das Bike zwar nicht auf Dauer, aber für den kurzen Einkauf in der Bäckerei entfiele das aufwändige Herumhantieren mit einem externen Schloss, gerade bei den kleinen Laufrädern mit entsprechend engen Speichenabständen. Ein entsprechendes Schloss von Abus ist aber als Zubehör bei Metz erhältlich.

Womöglich – ein Zahnriemen zum Antrieb des Hinterrads. Der ist zwar nicht notwendig, würde aber den Nachhaltigkeitsanspruch des Bikes stärken, er hält länger, muss kaum nachgestellt werden und ist geräuschlos sowie ohne „Verschmutzungspotenzial“.

Zusätzlich – eine gefederte Parallelogramm-Sattelstütze und/oder Schock-absorbierende Lenkergriffe wie etwa von der Firma velospring. Das kann natürlich problemlos individuell nachgerüstet werden, im Metz’schen Zubehörprogramm findet sich so etwas, abgesehen von einer gefederten Sattelstütze, aber nicht.

Das Befestigungssystem der Träger hat eine gewisse Tendenz, sich beim Fahren zu lockern. Verlieren kann man so einen Aufsatz zwar kaum, aber ein lockerer Träger macht sich geräuschvoll bemerkbar. Also auf diesbezügliche Geräusche achten und die Rändelschraube öfters nachziehen – eine Kleinigkeit.

Schön wäre auch eine integrierte Sicherung der Aufsätze gegen Diebstahl. Beides, sowohl Diebstahl-Sicherung als auch eine Lösung für die Lockerungstendenzen, ist in der Entwicklung, wie der Hersteller sagt.

Stehen vermehrt oder hauptsächlich längere Strecken auf dem Programm, könnten Personen mit empfindlichen Handgelenken einen kürzeren Vorbau mit einem anders gekröpften Lenker bevorzugen, um die Belastung auf die Gelenke zu verringern. Der Fahrstabilität tut das keinen Abbruch, es verbessert die Kontrolle über das Bike sogar noch – wir haben es getestet. Aber eine diesbezügliche Nachrüstung ist natürlich für den Metz-Händler oder den Bikeladen um die Ecke kein Problem.

Ausblick

Schön und sonnig, was das Bike betrifft, da verdunkelt kaum ein Wölkchen das Licht. Mit anderen Worten: Das Bike leistet sich keine nennenswerten Schwächen und erledigt alle ihm gestellten Anforderungen souverän – bis ins Detail. Wenige Kleinigkeiten sollten noch nachgebessert werden, was auch geschieht. Metz hört auf seine Kunden und reagiert auf entsprechende Anregungen, auch das ein Pluspunkt.

Das E-PACKR ist rundum empfehlenswert und an sich schon recht preisgünstig. Wenn dann noch etliche Hunderter von der Kommunalverwaltung übernommen werden, dann erst recht.

metz-mobility.de

Text und Bilder: Metz (Aufmacher), Werner Köstle, Peter Grett

Geschrieben von
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