Steinwald nachhaltig erfahren – mit dem Cupra Born
Tour-Blog Tag 1 – Folge 1

Das Bild, welches viele Touristen im Sinn haben, wenn sie an ihr beliebtes Urlaubsland Bayern denken, ist häufig geprägt von alpinen Ansichten, Trachten, Volksfesten und urbanen Metropolen wie etwa München, Nürnberg oder Würzburg. Dabei gibt es noch viele weitere attraktive Reiseziele, die es zu entdecken gilt, darunter solche, die sogar Oberbayern wie mir und meinem Begleiter Johannes, zuständig für die Fotografie, bisher nur vom Hörensagen bekannt waren. 

Naturperle im Nordosten Bayerns

Bei der Recherche nach Regionen, die in besonderer Weise das Themenspektrum des Touremo-Magazins repräsentieren wie etwa ursprüngliche regionale Küche, Naturerleben und nachhaltige Destinationen und Initiativen, stößt man fast zwangsläufig auf eine besonders schöne, aber wenig bekannte Ecke, den Steinwald. Dabei ist er von den größeren Städten wie Nürnberg und Regensburg in ca. einer Stunde zu erreichen, Leipzig und Dresden sind jeweils knapp 200, München 250 Kilometer entfernt.

Der über 900 Meter hohe Granitrücken befindet sich im Nordosten Bayerns nahe der tschechischen Grenze zwischen dem Oberpfälzer Wald und dem Fichtelgebirge. Wer im Zentrum der Region den zweitkleinsten der 19 bayrischen Naturparke mit seinen Fichten- und Mischwäldern durchwandert, trifft immer wieder unversehens auf steil aufragende, oft bizarr geformte Felsformationen, die dem Gebiet ihren Namen verliehen. 

Im Zentrum des Steinwalds liegt der gleichnamige Naturpark, Heimat vieler seltener Tier- und Pflanzenarten

Tolle Unterstützung 

Vor unserem Reiseantritt tauschten wir uns mit Frau Wenisch, der Geschäftsführerin der Tourismusgemeinschaft Oberpfälzer Wald aus und bekamen von ihr jede Menge Tipps für lohnenswerte Ziele und interessante Gesprächspartner vor Ort. Mehr noch, Frau Wenisch organisierte sogar ein individuelles Besuchsprogramm, das exakt auf das Touremo-Themenspektrum zugeschnitten war und unsere freudige Erwartung weiter ansteigen ließ. Für diese großartige Unterstützung möchten wir Frau Wenisch an dieser Stelle ein herzliches Dankschön aussprechen.  

Für unseren E-Trip stellte uns Seat Deutschland einen Pressetestwagen zur Verfügung. Der „Cupra Born“ basiert auf der MEB-Plattform der Konzernmutter Volkswagen und ist eine sportlicher anmutende Variante des VW ID 3. Wie sich der schicke Spanier, benannt nach „el Born“, dem historischen Stadtviertel im Herzen Barcelonas, auf unserer Tour geschlagen hat, lassen wir immer mal zwischendurch in unsere Reportage einfließen. 

Vor dem Start zu unserem E-Trip wies die Reichweitenanzeige nach dem „Sonne-Tanken“ zunächst 323 Kilometer aus.

Im Bewusstsein, dass die vom Hersteller genannte Reichweite von 420 Kilometern wie generell üblich nicht realistisch sein dürfte, waren wir gespannt, welche Range uns nach dem vollständigen Laden angezeigt würde. Es waren schließlich hundert Kilometer weniger, was angesichts der doch relativ warmen Temperaturen eine beträchtliche Differenz darstellte. Da sich die Reichweitenprognose jedoch auf der Basis des vorherigen Fahrverhaltens berechnet, waren wir zuversichtlich, bei entspanntem Cruisen ohne Ladezwischenstopp von München aus in den Oberpfälzer Wald zu gelangen. Was dann schließlich auch problemlos gelang.

Vulkanerlebnis in Parkstein

Unser erstes Ziel war der südlich noch vor dem Steinwald gelegene Ort Parkstein mit seinem imposanten, schon von weitem sichtbaren Basaltkegel. Ein beliebter Anlaufpunkt nicht nur von Berufs- und Hobby-Geologen, sondern auch, wie an den Ausflugsbussen zu ersehen war, von interessierten Laien.

Am direkt unterhalb einer 38 Meter hohen Basaltwand gelegenen Parkplatz befindet sich eine Ladesäule mit zwei Anschlüssen, die ich mit der SWM-Ladenetzkarte freischalten konnte.  

Direkt am Fuß der 38 Meter hohen Basaltwand befindet sich eine Ladesäule

Dort erwartete uns schon die Geopark-Rangerin Bettina Rüstow, um uns auf eine aufregende Reise durch die Erdgeschichte der Region mitzunehmen. Also den Born angesteckt und uns in ihrer Begleitung auf den Weg nach oben gemacht zum Gipfel mit den alten Mauern der einst prächtigen Burganlage des „Hohen Parkstein“. Diese wurde bereits im Jahr 1052 erstmals urkundlich erwähnt. Nebenbei erhält man an mehreren Stationen entlang eines „Geopfads“ an Gesteinsexponaten gut verständliche Infos.  

Es ist sogar möglich, ins Innere des Parksteiner Vulkans zu gelangen und zwar über einen Felsenkeller, der in früheren Zeiten mühevoll gegraben und als Lagerraum für Bier und Lebensmittel genutzt wurde. Hier lassen sich, wie uns die Geo-Führerin zeigte, anhand von helleren Schichten in den dunklen Trümmergesteinen Indizien für frühere Explosionen erkennen. 

Schautafeln informieren über die Besonderheit des hohen Parksteins als Teil des Geoparks Bayern-Böhmen

Oben im Ort angelangt ist der Besuch des Vulkanerlebnis-Museums ein absolutes Muss. Es befindet sich in einem ehemaligen Landrichterschloss, ergänzt durch einen Neubau. Hier kann man sich auf eine geologische Zeitreise vom Tertiär über das Mittelalter bis zur Gegenwart begeben. 

Museum Vulkanerlebnis: Gelungene Kombination von historischem Gebäude und moderner Architektur

Die Vermittlung der Inhalte u.a. durch kurze Filme und über Audioinfos ist verständlich und anschaulich. Besonders faszinierend und aufregend ist ein „echter“ Vulkanausbruch mit Lichtsäule, Rauch und einem lauten Donnern. Eine beeindruckende Demonstration, durch das sich die Urgewalt einer solchen Explosion erahnen lässt.  

Einmal stündlich kommt es im Museum zu einem „echten“ Vulkanausbruch

Angetan von den spannenden Ausführungen unserer Führerin Frau Rüstow empfehlen wir Gruppen ab 10 Personen eine Führung nach voriger Anmeldung durch sie oder ihre Geopark-Ranger-Kollegen/Kolleginnen.

Markt & Cafe Parkstein 

Eigentlich wollten wir uns nach diesen beeindruckenden Erlebnissen und angefüllt mit reichlich Informationen etwa über erkaltetes Magma, das sich in Basaltsäulen verwandelte und in den letzten 23 Millionen Jahren erodierte, wieder auf den Weg zum Parkplatz machen. Dann entdeckten wir unverhofft im Ort eine einzigartige Mixtur aus Café, Galerie und Verkaufsladen. Mit einer tollen Kuchenauswahl und einem idyllischen, liebevoll gestalteten Garten im Innenhof. Eigentlich selbstverständlich, dass diese Oase dann auch von einer überaus freundlichen Gastgeberin geführt wird. Fazit: ein Abstecher zum „Markt & Cafe Parkstein“ von Claudia Steger lohnt auf alle Fälle, nur sollte man sich vorher über die eingeschränkten Öffnungszeiten informieren.

Markt & Cafe Parkstein: Wohlfühl-Oase mit idyllischem Innenhof

Gestärkt und mit „vollgetanktem“ Auto machten wir uns auf den Weg nach Falkenberg, unserer ersten Station im Steinwald selbst.

Ein besonderes Getränk als regionale Spezialität

„Im Auftrag“ unserer LeserInnen fahnden wir bei unseren e-mobilen Reisereportagen stets nach regionaltypischen, traditionell und handwerklich zubereiteten Spezialitäten. Auch haben wir den Anspruch, nicht nur kulinarische Besonderheiten, wie etwa „Passagiere der Arche des Geschmacks“, wie sie in der entsprechenden Initiative von Slowfood Deutschland aufgeführt werden, ausfindig zu machen, sondern auch Bezugsquellen dieser besonderen Lebensmittel und Gerichte zu benennen. Oft ist deren Herstellung aufwendiger als die allerorten erhältlichen Standardspeisen und Getränke. Getreu dem Motto „Retten durch Essen“ können alte Kulturpflanzen, Nutztierrassen und eben auch Gerichte und Produkte nur dann vor dem Aussterben und Vergessen bewahrt werden, wenn Verbraucherinnen ihre oftmals besondere Güte kennen- und schätzen lernen. Und potentielle Kunden und Anbieter zueinander finden. 

Wer nach einer solchen regionalen Besonderheit im Oberpfälzer Wald recherchiert, stößt sogleich auf ein einzigartiges Getränk, den „Zoigl“. Dabei handelt es sich um ein untergäriges Bier, das nach althergebrachter Weise gebraut wird. In der offenen Sudpfanne über einem Holzfeuer wird die Maische – ein Gemisch aus Wasser und Gerstenmalz – zuerst gekocht, dann gehopft und so als „Würze“ noch einmal erhitzt. Dieser Sud kommt nun in große Behälter in den Keller, wo die Hefe Ihre Arbeit, das Gären, verrichtet. Nach etwa 10 Tagen Gärungszeit wird das Zoiglbier in Fässer abgefüllt, in welchen es noch mehrere Wochen ausreift.

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Nur in fünf Orten gibt es noch Kommunbrauhäuser, wo der traditionelle Zoigl gebraut wird“. 

Obgleich stets das gleiche Brauverfahren angewendet wird, schmeckt jeder Zoigl anders, denn jeder Brauer hat sein eigenes Rezept, nach dem das Verhältnis der Zutaten bestimmt wird. Sogar bei ein und demselben Zoiglwirt kann es bisweilen Unterschiede geben. Kaum ein Getränk ist folglich individueller und facettenreicher.

Der Zoigl, ein Bier mit langer Tradition

Nur unter diesem Zoigllogo mit dem Stern als Zunftszeichen der Brauer wird das traditionelle Bier angeboten

Gebraut wird der Zoigl bereits seit dem 14. bzw. 15. Jahrhundert in „Kommunbrauhäusern“, die im Jahre 1854 auf dem Gebiet der heutigen Oberpfalz noch in 75 Gemeinden existierten. Heutzutage gibt es sie nur noch in den Ortschaften Eslarn, Falkenberg, Mitterteich, Neuhaus und Windischeschenbach als Produkt einer Gemeinschaft brauender Bürger. Diese Bürgervereinigung unterhält gemeinsam ein Brauhaus, wozu ihr einstmals von dem damaligen Landesherrn das Recht eingeräumt wurde. Jedes Mitglied in diesem Zusammenschluss zahlt ein sogenanntes „Kesselgeld“, eine Art Mitgliedsbeitrag. 

Besuch beim Zoiglwirt

Die Bierspezialität wird immer in einem bestimmten Turnus an den verschiedenen Örtlichkeiten angeboten. Wer als Brauberechtigter an der Reihe ist, bekundet dies durch das Heraushängen einer Stange aus dem Fenster, die meist mit dem Brauerstern versehen ist.

Zum Zeitpunkt unseres Besuches im Steinwald durfte gerade die Familie Fischer vom Wirtshaus Kramer-Wolf in Falkenberg ausschenken. Da das Wetter mitspielte, konnten wir uns im Freien an Biergartentischen niederlassen. Trotzdem es erst früh am Nachmittag war und wir mit dem Auto unterwegs waren, ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, den hauseigenen Zoigl zu probieren. Getreu dem bayrischen Motto „oans geht oiwei“ (deutsch: „eines geht immer“). Und weil wir inzwischen hungrig waren und nicht zuletzt auch der Wirkung des Alkohols durch eine zünftige Jause etwas entgegensetzen wollten, bestellten wir uns einen Wurstsalat und einen, wie sich herausstellte, mehr als üppigen „Hausmacher-Brotzeitteller“ mit vorzüglichen Zutaten aus der hauseigenen Metzgerei. Das Fazit unserer „Degustation“ lässt sich – unter der selbstverständlichen Wahrung journalistischer Objektivität – mit einem Wort formulieren: himmlisch. Wir wissen zwar nicht, ob aufgrund der großen Individualität und Varianz des jeweiligen Gebräus der köstliche Zoigl vom Kramer-Wolf als Referenz für alle Kommunbraubiere der Region gelten kann, gehen jedoch davon aus. Insofern können wir allen Bierliebhabern ausdrücklich zu einem mehrtägigen Aufenthalt im Steinwald raten. Zum genussvollen Trinken, aber auch, um die weiteren Attraktionen der Region zu erkunden. Dazu bietet sich auch eine Fahrradroute, der „Zoigl-Radweg“ an, der den Spuren dieser Brau-Tradition folgt. Die Tour gibt es auch als Wochenend-Pauschale „Zoiglbier & Bocklweg“ ab 94,– € pro Person. 

Bei den Zoiglwirten schmeckt nicht nur das Bier, sondern auch die dazugehörige Brotzeit

„Echter“ Zoigl nur vom Kommunbrauer

Wie viele regionale Spezialitäten, die inzwischen „Kultstatus“ besitzen, wird auch der traditionelle Zoigl in den letzten Jahren verstärkt kopiert und in Lokalitäten verschiedenster Art ausgeschenkt. Mit der traditionellen Machart und dem Ausschank des Zoiglbieres hat dies meist nichts zu tun. 

Um sich von solchen Imitaten abzugrenzen wurde das Markenzeichen „Echter Zoigl vom Kommunbrauer“ geschaffen. Es soll Aushängeschild einer 600 Jahre alten Tradition und Qualitätssiegel zugleich sein. Wer unter dem Markenzeichen „Echter Zoigl vom Kommunbrauer“ einkehrt, der findet…

  • Zoiglbier direkt vom Erzeuger und im Kommunbrauhaus am Ort gebraut,
  • einen Zoiglwirt, dessen Schank- und Braurecht im Grundbuch eingetragen ist,
  • einen Wirt, für den seine Berufung als „echter Kommunbrauer und Zoiglwirt“ Vorrang vor kommerziellen Interessen hat.

Diese Verpflichtung haben sich 16 Zoiglwirte in den fünf Zoiglorten auferlegt.

Das Brauen des ursprünglichen Zoigl-Bieres gehört zum Kulturerbe Bayerns und seit 2018 ist die Oberpfälzer Zoiglkultur sogar als immaterielles Kulturerbe in Deutschland nach der UNESCO-Konvention anerkannt. 

Wer sich darüber informieren möchte, welcher Zoiglwirt wann ausschenkt, kann dies über einen jährlichen Zoiglkalender als Drucksache und im Internet erfahren. Eine Zoigl Termine-App zeigt alle Öffnungszeiten und Zoiglstuben des gewünschten Zeitraumes an.

Weitere Links:
https://zoiglbier.de
https://zoiglbier.de/die-brauer
https://zoiglbier.de/zoigltermine

Text: Peter Grett
Bilder:
Aufmacher und Bild 10: Thomas Kujat
Grafik Naturpark: Max Steinkohl
Bild 1, 2 und 4: Peter Grett
Bild 3 und 6: Johannes Poschner
Bilder 7-9: Matthias Kunz

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